Schon seit vielen Jahren redeten vier Kumpels und ich darüber, mal ein Whisky-Tasting mitzumachen. Keiner hatte eine Idee, wo und wann, aber es stand ewig auf unserer Freundes-To-Do-Liste.
Vor einigen Monaten hat sich einer meiner Freunde der Sache endlich angenommen: Er fand zunächst heraus, dass wir erfreulicherweise gar nicht weit reisen müssen, um ein Whisky-Tasting zu erleben. Wir Niederrheiner haben die "Barrensteiner Whiskybar" quasi direkt um die Ecke: Sie befindet sich im Ortsteil Barrenstein in Grevenbroich.
Nachdem zuerst tatsächlich recht schnell in Freitag, 08. April 2016 ein Termin gefunden wurde, an dem wir fünf alle Zeit hatten und die Bar noch einen Tisch für uns frei hatte, musste nur noch ein Fahrdienst organisiert werden, den einige unserer Ehefrauen netterweise an jenem Freitagabend übernahmen.
Bei unserer Ankunft um kurz vor 19 Uhr deutete von Außen nicht viel auf die Barrensteiner Whiskybar hin: Eine schottische Flagge neben einem unscheinbaren Holztor in einer unscheinbaren Fassade ließ uns davon ausgehen, dass wir richtig sind.
Mein erster Eindruck nach dem öffnen jenes Holztores und dem ersten Schritt in das Innere war: Oh, ist das eng hier! Eine kleine Theke links, ein kleiner Tisch rechts, ein paar Kühlschränke mit Bier und ein paar wenige Gäste füllten diesen Schankraum. Links fiel der Blick in einen Raum mit Tischen und Stühlen. Geradeaus war ein Innenhof sichtbar.
Mein erster Eindruck wurde unmittelbar gefolgt von zweiten Eindrücken wie "urig", "gemütlich", "verrückt".
Ich nehme es gerne vorweg: Der finale Eindruck nach dem Tasting war dann "phantastisch - Wiederholung bitte!"
Ein Teil des Schankraums am Eingang |
Wichtig zu wissen: In der Barrensteiner Whiskybar gibt es keine deutschen Biere. Dafür jedoch eine riesige Auswahl an schottischen und irischen Bieren; sowohl weltbekannte Sorten als auch der Allgemeinheit sicher völlig unbekannte Marken. Denn neben der Whisky-Verkostung, für die im Moment 50 verschiedene Serien zur Verfügung stehen, kann man auch Biere, Rum oder Liköre in verschiedenen Serien ausprobieren.
Pünktlich um 19:30 Uhr erfolgte der "Umzug" vom Innenhof durch den Schankraum in den Tasting-Raum. Dieser ist so irre dekoriert, dass auch ein mehrstündiger Aufenthalt nicht ausreicht, um alle Details zu erfassen. Das Licht ist gedämpft, ein knisternder Holzofen sorgt für Wärme und heimelige Atmosphäre. Die Tische werden für jeden Abend individuell neu zusammengestellt: An jenem Abend gab es einen 10er Tisch, einen 3er Tisch, unseren 5er Tisch und einige 2er Tische.
Diejenigen, die bei der Reservierung Essen bestellt hatten, bekamen dieses direkt zu Beginn serviert. Stichwort Service: Ein Mitarbeiter kümmerte sich um das Füllen der Gläser und eine Mitarbeiterin nahm Bestellungen auf und servierte zusammen mit dem Kollegen. Wartezeiten? Keine. Freundlichkeit? Ja! Diese beiden Mitarbeiter trugen viel dazu bei, dass es ein so gelungener Abend wurde. Danke!
Nun zum Chef, Inhaber, Erfinder, Macher: Werner Bieler-Hoffrichter zeigte schon vor Beginn des Tastings Flexibilität, als er aus einer Unterhaltung zwischen mir und einem Freund erfuhr, dass wir gerne die eigentlich für uns gebuchte Hauptserie 1 "Bis 12 Jahre im Fass" aufbuchen möchten zur Hauptserie 9 "Aus jeder Region einen 18-jährigen". Er sagte "das schaffe ich noch", verschwand in seinem Arbeitszimmer gegenüber des Innenhofes und kam nach wenigen Minuten mit frisch gedruckten Infoblättern heraus. Auf unseren Deckeln (ja, ganz einfach wie in einer normalen niederrheinischen Kneipe üblich) wurde der Betrag für die Preisdifferenz notiert - fertig.
Die von mir gewählte Serie |
Mit Informationen zu dieser für ihn ohne Zweifel bedeutenden Auszeichnung beginnt er seine Ausführungen, die überleiten zu interessanten Informationen über die fünf Whisky-Regionen in Schottland und die noch lange nicht enden mit Insiderwissen über einzelne Destillen, das er sich bei Besuchen vor Ort angeeignet hat.
Zwischen den einzelnen "Gängen" der Whiskyserien (an dem Tag war keine Rum-, Bier- oder Likör-Serie gebucht) spielt Werner Hoffrichter Dudelsack. Ja, es ist laut. Ja, in meinen Ohren klingt das nicht angenehm. Dennoch fand ich es interessant.
Mehr Details zum Ablauf der eigentlichen Verkostung und zu den weiteren, den Abend kurzweilig füllenden Aktionen möchte ich nicht veröffentlichen.
Um das alles komplett zu erleben, empfehle ich einen Besuch - nach Vorreservierung per Telefon oder Email. Alle Informationen dazu sind auf der Webseite barrensteiner-whiskybar.de zu finden.
Ebenfalls sind alle Preise auf der Webseite zu finden. Neben dem Tennant's Bier gönnte ich mir zum Abschluss des Abends noch ein 2cl Glas eines meiner Lieblingswhiskys, den ich aber im Moment nicht zu Hause in meiner Bar stehen habe. In der Summe habe ich für diesen Abend 80€ bezahlt. Wer den Abend richtig genießen möchte, sollte sich meiner Meinung nach gedanklich nicht auf den Preis seiner gebuchten Serie fixieren, sondern einkalkulieren, dass für weitere Getränke vor Ort noch ein paar Euro hinzu kommen. Wer kein warmes Essen bestellt, bekommt (nicht nur) zur Geschmacksneutralisierung Knabbereien am Tisch. Im Schankraum gibt es zwischendurch leckeres, frisches Brot mit verschiedenen Dips. Beides ist im Preis für die Serie inbegriffen.
Fazit: Ich fand den Abend in lockerer, aber in keiner Weise ausufernder Stimmung, großartig. Und meine Kumpel waren ebenfalls begeistert.